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1. Die nichtdeutschen Staaten Europas - S. 94

1901 - Glogau : Flemming
— 94 — Flächen zum Weideland und zur Viehzucht. Zunächst kommt das Pferd in Betracht. Rußland ist der pferdereichste Staat Europas, und während in Deutschland erst aus 10 Einwohner 1 Pferd ge- rechnet wird, in Frankreich aus 12, in Italien gar aus 27, steht der Prozentsatz in Rußland mit 1 : 3 äußerst günstig da. Pserde werden daher auch in großer Zahl ins Ausland verkaust und erzielen 2 bis 3 Millionen Rubel. Die Potockis und Orlows besitzen hier große Flächenräume, aus denen der Tabuntschik oder Roßhirt unumschränkter Gebieter ist; dreiviertel seines Lebens bringt er im Sattel zu, er kennt keinen Schlaf, außer zu Pferde, und auch dann muß er, wie er selbst sagt, mit dem einen Auge nicken, mit dem andern die Ta- bune (Herde) bewachen. So hat er vielleicht 1000 Pserde unter- such, von denen die Halste Zuchtstuten sind. Furchtbar ist der Kamps der Hengste mit dem Wolf. Das besiegte Raubtier wird von der Tabune umzingelt, von hundert Husen zermalmt und in hundert Fetzen zerrissen. Außer den Pferden werden alle Arten von Tieren gezüchtet, vom Schafe bis zum Kamel, und eine ähnlich großartige Ausnutzung des Tierreichs wie hier, sagt v. Klöden, findet kaum noch anderwärts zum zweitenmal statt. Manche Viehzüchter haben 4—6000 Stück Rindvieh in der Steppe, in der Gegend von Zaritzyn zählt man über 100000 Stück Hornvieh, und die Menge von Talg, welche diese Bezirke dem Auslande liesern, ist ungeheuer. Das Fett- schwanzschas ergiebt in seinem wunderlichen Anhängsel allein 20 bis 30 russische Pfund. Die Herden sind das ganze Jahr hindurch im Freien, während das Vieh in den centralen Gebieten 150, im Norden sogar über 200 Tage hindurch im Stalle gefüttert werden muß. Der spärliche Schneefall gestattet den Tieren, sast überall zu ihrer Nahrung zu gelangen. Allerdings bringt die mangelhafte Schneebedeckung einen anderen Übelstand zuwege. Die Kältegrade sind enorm/ der Schutz für die Getreidepflanzen zu gering, demnach baut man hier fast durchweg Sommerkorn. Wenn die Herde den Winter hindurch draußen bleibt, so ist sie freilich den furchtbaren Schneestürmen, den Wjugas, schonungslos preisgegeben, und ein solcher Sturm hat 1827 300000 Pserde, 10000 Kamele und 1 Million Schafe vernichtet. Als Vorbote und Warnerin erscheint die „Windhexe", ein Klumpen von zusammengeballten Stengeln, den der Wind pfeilschnell dahinjagt. Dann bricht der Sturm los, der tagelang anhält und dichtes Schneegestöber mit sich sührt.^ Die Luft ist völlig undurchsichtig geworden, und man kann höchstens einige Schritte um sich sehen. So hat man nur die Wahl, liegen zu bleiben und vom Schnee begraben zu werden oder blindlings seinem Treiben zu solgen. Die Herden werden entweder in die Schluchten * Im Wolgadelta bis — 32° C.

2. Band 1 - S. 11

1900 - Glogau : Flemming
11 ttonen noch heutzutage mit ganz beispiellos barbarischer Grausamkeit sich abspielen und in den Martern der Hingerichteten an die klassischen Folterprozeduren eines Atilius Regulus erinnern, und daß bei den Empörungskriegen im Lande Menschenopfer gefordert werden, die für unsere europäischen Begriffe etwas Schwindelerregendes haben. So sollen bei der letzten Taipingrevolution vom Jahre 1850 dreißig Millionen Menschen umgekommen sein, und von Richthofen, der 1868 nach China kam, überzeugte sich, als er die verwüsteten und entvölkerten Länderstriche sah, daß diese Zahl nicht zu hoch ge- griffen sei. Auch hier konnten wohl einem Napoleon, in dessen Kriegen doch nur drei Millionen Soldaten ihr Leben eingebüßt hatten, die asiatischen Verhältnisse etwas Sympathisches und für fein Ge- wissen Beruhigendes haben. Wir müssen sodann noch zwei Stammes- eigentümlichkeiten der Chinesen berühren, das ist ihr Schmutz und der Bienenfleiß ihrer Gelehrsamkeit. In San Francisco und in Australien spricht man ja schlecht- hin von einer Chinesenpest und meint damit das zähe Vordringen der unheimlichen bezopften Mongolen in den großen Verkehrcentren. Etwas Pestartiges hat dieses Vordringen, weil da, wo Chinesen in größerer Masse Hausen, die Europäer wegen der kolossalen Unreinlich- keit der Söhne des Reiches der Mitte einfach flüchten müssen. So werden z. B. in dem schönen gesunden San Francisco stattliche Straßen nach und nach bei der zunehmenden massenhaften Einwan- derung der Chinesen den Europäern entrissen und chinesiert. Schon an und für sich hat der Chinese einen süßlichen, moschusartigen Geruch, der ähnlich wie die Ausdünstung der Neger für europäische Nasen fatal wird. Nun Heizen die Chinesen in ihrer Heimat nicht, sondern ziehen es im Winter vor, durch mehrfache Umhüllungen ihrer wattierten Kleidung dem Körper die nötige Wärme zu erhalten. Die Kleider werden aber nicht weiter gewechselt, Reinigungsbäder kennt man auch nicht, was Wunder also, daß unter 20 Chinesen sicher 12 —14 hautkrank sind und daß dem Umsichgreifen dieser ekelhaften Ausschläge das Rasieren in den unsäglich schmutzigen Barbierstuben noch allen denkbaren Vorschub leistet. Ein Grundzug des Chinesentums ist, wie ich schon sagte, der Trieb zur Bildung und Gelehrsamkeit. Lesen und Schreiben ist allen Chinesen geläufig, und mit Ehrgeiz drängt sich der begabtere Teil zu den Ämtern der Staatsverwaltung, die aber nur den Ge- lehrten offen gehalten werden. Diesen Grad der Gelehrsamkeit müssen die Chinesen durch Prüfungen Nachweisen, und so ist mit Recht China als Land der Prüfungen und Examina bezeichnet worden. _ Die letzte Prüfung findet unter Vorsitz des Kaisers in Peking statt, und unter den 5 — 6000 Angemeldeten erhalten nur die 270 besten Prüflinge das Zeugnis als Staatsperson und damit

3. Band 1 - S. 10

1900 - Glogau : Flemming
10 37mal soviel Einwohner, nämlich etwa 55 Millionen. Man kann sich denken, wie eifersüchtig man in diesem Gebiete auf die Ausnützung des Raumes ist. Die ganze Gegend ist wie ein Garten, aber freilich baumlos und bar aller Zier. Die Menschen benutzen Kanäle als Verkehrsstraße und wohnen womöglich aus dem Wasser, um der Er- tragsfähigkeit des Bodens nicht Abbruch zu thun. Und wie ist nun die Sorge für den Ackerbau auf die Spitze getrieben! Schon Schiller rühmt es ja, daß hier „der Pflug des höchsten Kaisers Hand ziere", und wie in Venedig sich der Doge auf dem Bucentauro mit dem Meere vermählte, so verrichtet hier der Kaiser symbolisch die Handlung, die dem Lande am meisten frommt. Nirgend ist natürlich auch so eine raffinierte Verwertung, ja man könnte sagen eine solche Jagd auf Dungstoffe gebräuchlich wie hier in China, wo in der Aufsaugung tierischer und menschlicher Exkremente eine ebenso lächerliche wie ekel- erregende Beflissenheit an den Tag gelegt wird. Überall verpesten diese sorgfältig angelegten Reservoirs der Fäkalien die Luft, und so erklärt es sich auch, daß z. B. Shanghai, bei dem nun noch die niedrige Lage in dem Alluvialboden dazu kommt, mit voller Wahrheit „das Grab der Europäer" genannt ist. Natürlich dreht sich hier aller Ackerbau um die Neiskultur, Chinesen und Japaner gehören zu jenem großen Bruchteil der Menschheit — es ist fast die Hälfte —, der sich von Reis nährt. Und wie gefährlich ist es nun, wenn hier eine Mißernte eintritt! Wir in Deutschland haben seit der Einführung des Kartoffelbaus im 18. Jahrhundert doch immer die zwiefache Grundlage der Volks- ernährung durch Roggen und Kartoffeln, eine völlige Hungersnot ist darum bei uns erheblich unmöglicher geworden; aber in China bringt der Mißwachs des Reis sofort die ungeheuerlichsten Zustände des Elends und der Verzweiflung zu Wege. Alle die Schreckensschilderungen, wie wir sie aus dem Simplicissimus und den Chroniken des 30jährigen Krieges kennen, werden dann wieder lebendig. Die Menschen nähren sich von Baumrinde, ihre Haut wird schwarz und runzelig, und man hört hie und da, daß Eltern ihre Kinder lebend verbrennen, um sie dem Hungertode zu entreißen. Überhaupt tritt hier bei der mon- golischen Rasse eine viel größere Fühllosigkeit zu Tage. Das Ans- setzen der Kinder, die dann von den Missionen aufgelesen und gerettet werden, ist ein scheußlicher Brauch in China. Bekundet so der Chinese Stumpfsinn den eigenen Angehörigen gegenüber, so muß man auch anerkennen, daß er persönlich in der Ertragung von Schmerzen das denkbar Möglichste leistet. it Es ist staunenswert, was für entsetzliche Operationen Vonseiten der Ärzte die Chinesen geduldig über sich ergehen lassen. Darin prägen sich eben die Rassenunter- schiede von dem Europäertum ganz auffällig aus. Diese Fühllosigkeit bringt es mit sich, daß die juristischen Exeku-

4. Band 1 - S. 17

1900 - Glogau : Flemming
17 afrika dagegen nördlich. Überhaupt kommt der Reisende in Afrika aus den Rätseln und der Verwunderung gar nicht heraus. Flüsse, Temperatur, Regenzeit, Flora und Fauna bieten so viel Staunens- wertes und Unerklärliches, daß noch heute der Zuruf der alten Römer gelten kann: Quid novi ex Africa? Der ganze Erdteil macht den Eindruck des Ungeschlachten, wozu auch hauptsächlich die geringe Zugänglichkeit der Küste beiträgt. Schon Sallust spricht von dem „ungestümen, hafenlosen" Meer um Afrika herum, an der West- seite der Sahara treibt der Passat den Flugsand in das Meer, so daß man hier wie bei dem dänischen Stagen von einem Grab der Schisser sprechen möchte; an der Küste von Guinea tobt eine un- bändige Brandung, und das Rote Meer ist westwärts eingesäumt durch gefährliche Korallenriffe. — Die Flüsse haben ferner meist die fatale Eigentümlichkeit der Wasserfälle und Stromschnellen, und größtenteils stellen sich die Fälle nahe der Flußmündung ein; denn Afrika erscheint mit seinem Hochlandspanzer wie eine riesige Schild- kröte; vom Hochlande herab ergießt sich der Strom in Fällen zum Rande und ist also für die Schiffahrt unbrauchbar geworden. Zu- dem war man bis vor kurzem über Ursprung und Kauf der Flüsse völlig im Unklaren. Nicht allein der Nil erschien als sphinxartig, so daß das Oapnt Nili quaerere geradezu die Bedeutung bekam, sich den Kopf mit unergründlichen Dingen zermartern, sondern auch der Niger galt als der „Fluß der Rätsel". Der Gegensatz der trockenen und der Regenzeit trug viel zur Verwirrung bei. Bald erschienen Flußverbindungen, die später nicht mehr vorhanden waren, und man war im Ungewissen, ob nun wirklich der Benne zum Tschadsee ab- fließe, ob Zambese und Kongo eine Bifurkation hätten und Schari und Weißer Nil in Zusammenhang stünden. — Staunenswert waren die Temperaturexcesse. Bei Murzuk, dem „Glutosen", war das Wärmemaximum vorhanden, man fand also das Wortspiel für Afrika ävev 9vqíxrjg (ohne Frostschauer) sehr glaubhaft, — und doch war wieder in den Nächten die Abkühlung so stark, daß man diese Nächte als den „Winter der Tropen" bezeichnen konnte. Drei Viertel des Erdteils lagen in der Tropenzone, und dabei der Mangel an Wasser. Allerdings mutmaßt man ja richtig in der Wüste1 das „Meer unter der Erde", also das Quellwasser, und die Franzosen sprechen es ganz deutlich aus, daß man Afrika mit dem Bohrer erobern müsse. Das hervorsprudelnde Naß erscheine den verschmachtenden Neger- stämmen als überzeugendste Kulturthat, und der Tuareg, der in seinen blauen Shawl sein Antlitz vergräbt, damit doch nur nicht die Feuchtigkeit des Atems entweiche, schone das liquid gold, das Wasser, wie eine Zaubergabe und reinige sich nur mit Sand. 1 S. Anhang 2. H a n fl cf e, Erdkundl. Aufsätze. L

5. Teil 5 = Oberstufe - S. 67

1905 - Glogau : Flemming
67 Ferdinand v. Richthofen (geb. 1833), Eduard Sueß (geb. 1831) und Albrecht Penck (geb. 1858) für die Lehre von der festen Erd- oberfläche, Georg v. Neumayer (geb. 1826), der Begründer der Deutschen Seewarte, Julius Hann (geb. 1839), der österreichische Meister der Wetter- und Klimakunde, Friedrich Ratzel (1844—1904), der die Anthropogeographie und politische Geographie erst wissen- schaftlich auszugestalten begonnen hat, u. a. m. I. Die Lust. 28. Höhen und Bestandteile. Die Land- und Wasserfläche der Erde ist von der Lufthülle, der Atmosphäre, umgeben, deren Druck wir mit dem Barometer messen. Man könnte sich denken, daß noch bis zu 36000 Irin über der Erdoberfläche Luftteilchen vorhanden wären, denn erst in dieser Höhe überwindet die Fliehkraft (vgl. S. 50) die Schwerkraft. Einzelne Nordlichterscheinungen weisen auf das Vorhandensein dünner Gase in 600, ja in 1400 Irin Höhe hin (vgl. S. 54 o.); manche Sternschnuppen leuchten in 180 Irin Höhe auf,i „leuchtende Wolken" (wie man sie seit dem Krakatau-Ausbruch 1883 kennt, vgl. Mz, S. 118, Anmerk. 3) erreichen wohl sicher 80 Irm. Unbemannte Ballons mit selbstregistrierenden Apparaten sind bis zu 21^/g Irin (— 68° C.) aufgestiegen. In einem bemannten Luftballon haben Artur Berfon und Reinhold Süring vom Königlichen Meteorologischen Institut zu Berlin am 31. Juli 1901 alle bis- herigen Fahrten übertroffen, indem sie sich dank Mitnahme von Sauerstoff bis zu 9 Irm Höhe bei vollen Kräften erhielten und noch in 10^2 km Höhe die Instrumente beobachteten (etwa 200 mm Barometerstand bei — 52° C.).2 Auf die untere Schicht von etwa 20 km Dicke sind nach den Ergebnissen der neueren Ballonfahrten alle die Erscheinungen beschränkt, die unsere Witterung ausmachen. Von 100 Raumteilen Luft sind 78 Raum teile Stickstoff, 21 Sauerstoff, 0,03 Kohlensäure; dazu kommt eine schwankende Menge Wasserdampf, sowie einige Bestandteile, die — wie das Argon (0,94o/o) ■— in der neueren Chemie bedeutungsvoll geworden sind (vgl. S. 54 0.). Ohne den Sauerstoff würde die Atmung aller Lebewesen — und damit deren Dasein — aufhören; der Mensch hat mehr als 170/0 Sauerstoff in der Luft nötig (vgl.^ oben), 13 km hoch dürfte für tierisches Leben die äußerste Grenze sein. * * 1 Vgl. auch Lingg's Erdprofil. * Alle früheren Beobachtungen, wie z. B. die von Glaisher, sind unbrauchbar, weil es zuverlässige Instrumente (wie das Aßmann'sche Aspirationspsychrometer) noch nicht gab.

6. Teil 5 = Oberstufe - S. 81

1905 - Glogau : Flemming
81 ist; in der Mitte des Nordatlantischen Ozeans zwischen 20 und 30" n. Br. steigt er fast aus 38, und der warme Golfstrom führt 35%o sogar noch über den 70. Breitenkreis hinüber. Das regen- und slußarme Rote Meer hat sogar stark 40 "/oo, die kühle, von viel Fluß- wasser gespeiste Ostsee dagegen an der Oberfläche bei Rügen nur 7%o, im Finnischen Meerbusen sogar weniger als !%<,. Den Einfluß, den der Salzgehalt auf die Dichte des Meer- wassers ijctt,1 kann man natürlich nur ermessen, wenn man Proben verschiedenen Salzgehalts bei derselben Temperatur untersucht; denn die Wärme, die der Verdunstung und damit der Steigerung des Salzgehalts Vorschub leistet, trägt durch Ausdehnung zur Verminde- rung der Dichte bei, und zwar meist in stärkerem Maße, so daß Fälle, in denen warmes, salzreiches Wasser schwerer als kühles, salz- armes ist und deshalb unter diesem liegt (wie zwischen Island und Grönland, vgl. M2 16), verhältnismäßig selten sind. Das Unter- sinken des nach der Verdunstung salzreicheren Wassers bringt tieferen Schichten einen Teil der Oberflächenwärme, erfolgt aber im offenen Ozean meist nicht einmal 200 in Lief, weil sich dort schon dichtere Schichten befinden; anders in Nebenmeeren, wo der Zustrom kalten Tiefenwassers voiu Polargebiet her fehlt (vgl. Mi 4). Während chemisch reines Wasser bei 4" 0. die größte Dichte besitzt und bei 0" gefriert, richten sich beim Meerwasser Dichte und Gefrierpunkt nach dem Salzgehalt; schon wenn dieser 20%0 beträgt, hat es die größte Dichte unter 0" und den Gefrierpunkt unter —1" 0., bei 40°/oo sogar erstere bei —5°, letzteren bei — 2",3 0.; bei etwa 30%0 liegt das Dichte-Maximum schon tiefer als der zugehörige Gefrierpunkt! Bemerkenswert ist, daß das Meerwasser, namentlich bei der Wellenbewegung, eine Menge Luft verschluckt, und zwar mehr Sauerstoff (bis zu 35%, vgl. 28) als Stickstoff; ist das schon an sich für die Kiemenatmung der Fische bedeutungsvoll, so komnlt noch hinzu, daß kühles Oberflächenwasser besonders sauerstosfreich ist. Eine schwierige Frage ist die Erklärung der bald mehr blauen, bald mehr grünen Farbe des Seewassers. Eine große Rolle spielen dabei die in ihnr schwebenden Teilchen, sei es Staub nahe der Küste, sei es feines Plankton (s. M, 5) tut offenen Meere. Da die Trübung in salzreichem, warmem Wasser schnell sinkt, so erscheint dieses im allgemeinen tiefblau;1 2 bei viel trübender Masse zeigt sich mehr grüne Färbung, während die roten und gelben Strahlen vom Wasser schnell absorbiert werden. Abweichende Farben, wie beim Gelben Meer vom Löß (vgl. 11 98, Anmerk. 3, Mz 56, 57), bezeichnet der Seemann als „Verfärbung." 3 1 Vgl. Mz, S. 124, Anmerk. 1. 2 Vgl. dagegen M? 16, S. 15, Anmerk. 1. 3 Über das Meeresleuchten vgl. Mg, S. 124 oben. Pah de, Erdkunde. V.

7. Teil 5 = Oberstufe - S. 98

1905 - Glogau : Flemming
98 Spaltung wie an der chemischen Umsetzung beteiligen sich die Pflanzen (auch mikroskopisch kleine Arten). Natürlich greift die Verwitterung die in die Luft ragenden Gebirge, namentlich nackte Felsen, am meisten an, wobei es allerdings auf die Natur des Gesteins ankommt. Der Fels wird zum Steinschutt, dieser schließlich durch chemische Veränderung der tonerdehaltigen, mit Pflanzenresten vermischten Stoffe zur Erdkrume; der „Bildung der Ackererde durch die Tätigkeit der Regenwürmer" galt Ch. Darwin's letztes Buch (1881). Schwerkraft, Wind und Wasser arbeiten daran, neuen Felsboden bloßzulegen. Die groben Verwitterungstrümmer rollen an den Ab- hängen herunter und bleiben am Fuße liegen, wenn fließendes Wasser fehltsi die feineren Teilchen erfaßt der Wind; den meisten Schutt führt aber das Wasser (als Eis und in flüssiger Form) fort. Zu dieser Abfuhr der Verwitterungsstoffe (Denudation) tritt die nagende, ausfurchende Tätigkeit von Wind und Wasser (Erosion). Dem steht gegenüber die Ablagerung der Trümmer, sei es am Orte der Entstehung (Eluvium)? oder an anderen Stellen (Alluvium). 39. Windwirkung. In Wüsten und an Küsten zeigt sich die Arbeit des Windes in ihrer ganzen, erst in den letzten Jahrzehnten gewürdigten Bedeutung. Wenn der nackte, trockene Wüstenboden durch Verwitterung stark gelockert istf so wirbelt der Wind den Sand und den ganz feinen Staub in ungeheuren Massen auf und trägt sie weit fort; durch Wegräumung dieser kleinen Verwitterungstrümmer höhlt er Bodenflächen und Felswände aus, eine Wirkung, die er durch das Sandgebläse auskratzend noch verstärkt (Korrosion). Die reine Fels- wüste, die mit Blöcken übersäte Hammada (s. Mz 4h), die mit abgeschliffenen Quarzstücken und Quarzsand bedeckte Kieswüste und die reine Sandwüste erscheinen als verschiedene Entwicklungsstufen der Umgestaltung. In der Sandwüste ist der Flugsand entweder weithin ausgebreitet oder zu Dünen aufgeworfen, die manchmal mehr als 100 m hoch sind und bei unveränderter Windrichtung langsam fortrücken. In zentralen Ländern (vgl. Nsi 67, Mz 52, 57) ist durch Staubablagerung der Steppenboden (zumeist Salzsteppe) ent- standen, der sich bei späterem Auslaugen durch Flüsse in den frucht- baren Löß verwandelt (vgl. -M-; 5b). Das Meer spült den Sand auf die Küsten; ist er dort ge- trocknet, so trägt ihn der Seewind landeinwärts/wobei die kleinsten Hindernisse des Bodens oder Pflanzen die, Diinenbildung befördern. 1 1 Ms vereinzelte Erscheinungen gehören dahin die „Bergstürze". 2 Lehm und Latent (vgl. M, 66), dazu noch Gebirgsschutt abflußloser Becken. 2 Tie Zerbröckelung der kristallinischen Gesteine unter dem Einfluß von Tageshitze und Nachtkälte scheint die Hauptquelle des Wüstensandes zu sein; nur vereinzelt stammt dieser von einer früheren Meeresbedeckung her.

8. Teil 5 = Oberstufe - S. 107

1905 - Glogau : Flemming
107 43. Jetzige Formen der Erdkruste. Als Ergebnisse aller Vor- gänge, die vor Jahrtausenden wie in der jüngsten Vergangenheit — am Boden des Meeres, an der Wasserkante und auf dem festen Lande — die Erdkruste ausgestaltet haben, stellen sich die heutigen Formen der Erdrinde dar; fortwährend aber unterliegen sie neuen Veränderungen. Wohl können wir im großen das Tiefseegebiet vom Festlandblock unterscheiden, sodann auf der Landoberfläche: Gebirge, Tafelländer und Senken, endlich in engerer Beziehung: Ebenen, Stufen, Berge, Täler, Becken und Höhlen —- und danach die entsprechenden Landschaften; aber, nirgends gibt es in der Natur die scharfen Grenzen, die wir der Übersicht halber ziehen; überall finden sich vermittelnde Übergänge. Neben Erdwärme, Erddrehung und allgemeiner Schwerkraft ist die Sonnenwärme die Grundursache aller Umbildungen (vgl. S. 93) Von ihr zumeist hängt auch das Dasein der Lebewesen ab. C. Erdkunde der Lebewesen. I. Pflanzen- und Tiergeographie. 44. Pflanzenverbreitnug. Wie die Ergebnisse der Physik, der Chemie, der Geologie u. s. w. in bezug aus Luft, Meer und Land in der physischen Erdkunde verwertet werden, so baut auf ihr und den Forschungen von Botanikern und Zoologen der Geograph die Lehren auf, die den ursächlichen Zusammenhang zwischen der Erd- oberfläche stm weitesten Sinne, vgl. 26) und der Verbreitung von Pflanzen und Tieren aus ihr klarstellen. Um aus den unorganischen Stoffen Kohlensäure und Wasser chei Anwesenheit von Salzen) organische Stoffe, insbesondere Stärke, zu bilden (Assimilation),x bedarf die grüne Pflanze des Sonnen- lichts (vorzugsweise des zerstreuten), die eine mehr, die andere weniger. Von der Keimung an sind nicht nur bestimmte Wärme- mengen, sondern auch gewisse Wärmegrade nötig, und nach deren Dauer richtet sich die Lebensfähigkeit mancher Gewächse (vgl. z. B. Weinstock und Buche, 3). Von dem Gewicht der lebenden Pflanze 1 1 Die Bildung der Stärke im Blattgrün (Chlorophyll) kann man durch die Formel darstellen: 6 Coj + 5 H 0 _ Cg Hjq 0_ + g O,; die Stärke kann dann in Traubenzucker übergehen <C8 H, „ 05 -j- Häo — C,. H12oe) und als solcher von Zelle zu Zelle wandern.

9. Teil 5 = Oberstufe - S. 7

1905 - Glogau : Flemming
7 Ii. Die Skernenwrlk. 3. Allgemeines über Fixsterne; Entfernungen. „Nicht in den Ozean der Welten alle „Will ich mich stürzen!" — sang Klopstock 1759;1 „ Nur um den Tropfen am Eimer, „Um die Erde nur, will ich schweben und anbeten!" Wie unzureichend aber wäre ihm dieser dichterische Vergleich erschienen, wenn er hätte Kenntnis nehmen können von der ersten angenäherten Messung der Entfernung eines Fixsterns, die Vesset 80 Jahre später für den zweitnächsten Fixstern ausgeführt hatf und nun gar erst von den astronomischen Kenntnissen der Jetztzeit! Wenn früher Sonne, Mond und Sternenhimmel gewissermaßen nur Leuchte, Uhr und Kalender für die Erde abgaben, so vermochte selbst das Kopernikanische System noch nicht die ungeheure Aus- dehnung der Sternenwelt voll zu ermessen; dazu bedurfte es erst großartiger Fortschritte der Optik, der Lehre vom Licht. Denn ab- gesehen von der Einwirkung der Sonne auf unsern Wärmesinn ^ und von chemischen Untersuchungen der Meteorsteine^ wirken die außer- irdischen Dinge nur auf unser Auge. Unsere Sehkraft aber ist außerordentlich gesteigert durch Fernrohr (vgl. S. 5 o.), Spektral- analyse und Photographie! Diesen stetig vervollkomnmeten Hilfsmitteln — und der mathe- matischen Rechnung — verdankt die Astronomie nicht nur die Ent- deckung von vielen Tausenden neuer Himmelskörper, sondern auch immer mehr Einblick in Bewegung und Beschaffenheit der Gestirne. Kaum anzuzweifeln ist noch die Behauptung, daß überall int Welten- raum dieselben Stoffe sind wie aus der Erde, und dafür, daß überall dieselben Kräfte walten, spricht nicht bloß so manche Einzel- untersuchung (sogar Vorausberechnung von Entdeckungen), sondern vor allen Dingen die Entwicklung der ganzen Naturforschung, die in den verschiedenen Kräften nur verschiedene Formen derselben Be- wegungs-Energie erkannt hat. Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Ätherwellen, die durch Vermittlung des Sehnerven uns als Lichtempfindung zum Bewußt- sein kommen, beträgt bekanntlich in der Sekunde etwa 300000 km; 1 Anfang der Ode „Die Frühlingsfeier". 3 Es handelte sich um den Stern 61 im Schwan, von dem aus das Licht nach neuerer Rechnung sogar 6'/2 Jahre gebraucht, um zu uns zu gelangen — die erste Fixstemparallaxe (f. u.). 3 Diesen sollte man als sechsten Sinn von unserm Tastsinne trennen! 4 Als Beispiel vgl. M, 51 a), S. 103, Anmerk. 7.

10. Teil 5 = Oberstufe - S. 75

1905 - Glogau : Flemming
75 Maximum Zufuhr erhält, wird im Sommer noch in weiter Ent- fernung von Asiens Küsten aufgehoben durch den landeinwärts wehenden Monsun; dieser halbjährliche Wechsel ist schon Nearch, Alexanders Admiral, und genauer Hippalus, einem Schiffskapitän der Ptolemäerff bekannt geworden. Das tropische Afrika saugt sogar beständig vom Guinea-Busen her einen Teil des 80-Passats nach dem Landinnern hinein. — In kleinerem Maße zeigen örtliche Winde den Gegensatz der Erwärmung: an Küsten zieht bei Tage der Seewind landeinwärts, bei Nacht der Landwind seewärts; in Gebirgen weht bei Tage der Talwind die erwärmten Hänge hinan, bei Nacht der Berg wind von den erkaltenden Höhen abwärts; eis- bedeckte Verghänge haben aber auch bei Tage kalte Fallwinde mit Schneestürmen (z. B. auf dem Hochland von Ecuador). Da der Wind — allgemein gesprochen — nicht nur an der Gestaltung der Landoberfläche beteiligt ist — es sei nur an Dünen, Wüstensand und Löß erinnert ff. u.) — und die Meeresströmungen hervorruft, sondern auch Wärme- und Niederschlagsverteilung regelt, also alle Lebewesen beeinflußt, ja deren Keime verbreitet, so ist er „eine Kulturmacht ersten Ranges". 2 31. Wasser. Die an der Oberfläche aller stehenden und fließenden Gewässer, sowie an den Pslanzenblüttern stattsindende. vom Winde geförderte Verdunstung^ liefert der Luft Wasser dampf, der als solcher ganz farblos, ja unsichtbar ist,4 aber im Sonnenlicht für die Himmelsfärbung maßgebend ist. Ganz ohne ihn und ohne Staub würde uns das Himmelblau zum Schwarz werden; bei wasserdampf- armer Luft erscheint uns der Himmel dunkelblau, in wasserdamps- reicher aber hellblau; verdichtet sich der Wasserdampf, so wird die Färbung grauweiß; beim Durchgang der Sonnenstrahlen durch viel getrübte Luft tritt uns Gelb-Rot in die Erscheinung (s. S. 68). Die Verdichtung des Wasserdampfes zu Tröpfchen (in kalten Höhen zu kleinen Eisnadeln) ergibt Wolken oder — was in den untersten Schichten dasselbe ist — Nebel. Eine Wolke ist an sich kein be- ständiges Gebilde, sondern nur eine Stelle in der Luft, an der sich beständig Dampf verdichtet. ° Der Eintritt der Verdichtung hängt nicht sowohl von dem absoluten Feuchtigkeitsgehalt der Luft (Dampfdruck) ab, als von dem relativen, d. h. dem Verhältnis der * * 1 Danach hieß das Arabische Meer (s. U. 96) Meer des Hippalus, der Monsun selbst Hippalus. * Aufsatzthema! 3 Vgl. besonders 36, S. 52, Anmerk. 5. 4 Es kann nicht oft genug betont werden, daß das, was der Volksmund bei einem Wasserkessel oder der Lokomotive als „Dampf" bezeichnet, physikalisch nicht mehr Dampf ist, sondern „Dampfwolke". 5 Vgl. besonders die Bildung des „Tafeltuches" auf dem Tafelberg, M> 44, 5, S. 84, Anmerk. 6.
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